Dolmetscher-Fortbildung zum Thema Demenz

Im Januar 2016 war der Berufsverband der Gebärdensprachdolmetscher NRW im MARTINEUM Essen-Steele zu Gast. 17 Dolmetscherinnen nahmen an einer ganztägigen Fortbildung zum Thema Gehörlosigkeit und Demenz teil. Organisiert und durchgeführt wurde die Schulung vom GIA Kompetenzzentrum Essen.
Ziel war es, für die besonderen kommunikativen Bedürfnisse von gehörlosen alten Menschen und gehörlosen Menschen mit Demenz zu sensibilisieren – und so die Dolmetscher für kommende Dolmetsch-Settings mit gehörlosen älteren Menschen zu stärken.

Anke Dieberg und Andrea Huckemeier stellten zunächst die Angebote des Kompetenzzentrums und den Träger MARTINEUM vor. Thema war dann das „Alt werden“: Denn was bedeutet es, alt zu sein? Körperliche Veränderungen wie Schmerzen, nicht mehr mobil sein und psychische Belastungen wie Verlust, Trauma, Einsamkeit wirken sich auf die Lebensqualität des Menschen aus – und seine Art, zu kommunizieren. Um sich einfühlen zu können, konnten die Teilnehmerinnen einen „Alters-Simulations-Anzug“ und Brillen mit verschiedenen nachgestellten Augen-Erkrankungen anprobieren. Gar nicht so einfach, zu kommunizieren, wenn die Gewichte den Körper schwer machen, man den Kopf nicht mehr drehen und auch nicht mehr richtig sehen kann!

Dann ging es um Fragen, wie gehörlose alte Menschen heute leben, was sie in ihrer Biografie erlebt haben und wie sie begleitet und versorgt sind. Hier wurde deutlich, dass gehörlose alte Menschen ganz andere Gebärden verwenden und für sie der Einsatz von Dolmetschern nicht selbstverständlich ist. Schwierig ist außerdem, dass gehörlose Senioren den Dolmetscher nicht „nur“ als Übersetzer sehen, sondern ihn als Vertrauensperson um Rat fragen. Hier geraten die Dolmetscher an ihre Grenzen. Darüber wurde in der Fortbildung an verschiedenen Stellen intensiv diskutiert.

Im folgenden Teil wurden Grundlagen zum Thema Demenz vermittelt: Ursachen für dementielle Symptome, Anzeichen und Symptome einer Demenz, verschiedene Demenz-Formen sowie Abgrenzung zu einem Delir.

Wie nehmen Menschen mit beginnender Demenz oder in einer schweren Demenz ihre Umwelt wahr? Was ist schwierig für pflegende Angehörige? Mit verschiedenen Übungen und kurzen Filmen vermittelte Anke Dieberg, warum und wie sich (gehörlose) Menschen in einer Demenz verhalten. Sie erläuterte verschiedene Verhaltens- und Kommunikationsstrategien und: welche Kompetenzen und Ressourcen Menschen mit Demenz noch haben.

Im letzten Fortbildungsteil ging es um Konsequenzen für den Dolmetschprozess. In Kleingruppen bearbeiteten die Teilnehmerinnen verschiedene Fragestellungen und Fallbeispiele. Im Anschluss wurde intensiv über mögliche Strategien diskutiert, wie sich Dolmetscher auch in schwierigen Situationen verhalten können. Im Anschluss erfolgte eine Auswertungsrunde des gesamten Tages.

An diesem Tag wurde deutlich, dass die Begegnung mit gehörlosen älteren Menschen besonders und meist sehr komplex ist. Dies stellt für Gebärdensprach-Dolmetscher eine Herausforderung dar, die auch noch weiter diskutiert werden will. Deshalb ist eine weitere Fortbildung geplant, an der Inhalte des ersten Tages wiederholt und mehr Raum für den Austausch untereinander sein wird. An dieser Stelle herzlichen Dank an Petra Landmann (Koordinatorin des Dolmetscherverbandes) für die wunderbare Zusammenarbeit – wir freuen uns auf weitere gemeinsame Fortbildungen!

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