Workshop "Voraussetzungen und Wege zur Realisierung eines GIA-Kompetenzzentrums"


Workshop "Voraussetzungen und Wege zur Realisierung eines GIA-Kompetenzzentrums"

Seit nunmehr drei Jahren werden an zwei Standorten, in Essen und Dresden Kompetenzzentren für gehörlose Menschen im Alter, insbesondere für Menschen mit Demenz im Rahmen des GIA-Projekts modellhaft erprobt und evaluiert. Ein wichtiges Projektziel ist es, den Fortbestand dieser bereits vorhandenen Kompetenzzentren zu sichern und den Aufbau weiterer Kompetenzzentren in anderen Bundesländern zu unterstützen.
Bereits während der Projektlaufzeit waren immer wieder Gespräche mit interessierten Trägern geführt worden, die sich den Aufbau eines GIA-Kompetenzzentrums auch in ihrer Region vorstellen konnten. Dabei wurde deutlich, dass für die Implementierung weiterer Kompetenzzentren in anderen Bundesländern auch ein gezieltes Eingehen auf die Besonderheiten des jeweiligen Landes nötig ist.
 
Am 24.06.2014 führte das GIA-Projekt nun einen Workshop für interessierte Träger im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Bonn durch.
Hier konnten die bisherigen Erfahrungen, die im Rahmen des Modellprojekts gesammelt wurden, in Form von Handlungsempfehlungen vorgestellt werden. Gleichzeitig wurde der Austausch zwischen den verschiedenen Trägervertretern untereinander, aber auch mit den Fachberaterinnen der Kompetenzzentren und den anderen Projektmitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglicht. Die anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich noch einmal gezielt mit den Herausforderungen und Strategien in Hinblick auf den Aufbau und die Durchführung eines GIA-Kompetenzzentrums auseinandersetzen.
 
Neben Vertreterinnen und Vertretern von Gehörlosenvereinen und Institutionen aus den verschiedenen Ländern, waren die Fachberaterinnen der beiden Modellkompetenzzentren in Essen und Dresden, der Vertreter des Stadtverbandes der Gehörlosen Dresden e.V., dem Träger des sächsiches Kompetenzzentrums und das Team der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts der Universität zu Köln anwesend.
Nach einem Grußwort durch die Gastgeberin, Ministerialrätin Weritz-Hanf, BMFSFJ, Referat 303: Gesundheit im Alter, Hilfen bei Demenz und Inklusion, stellten Prof. Thomas Kaul, Anne Gelhardt und Frank Menzel die Ausgangslage und den Ablauf des Modellprojekts GIA vor. Die einzelnen Aufgabenbereiche der Kompetenzzentren wurden durch konkrete Beispiele der Fachberaterinnen illustriert. 


Voraussetzungen und Wege zur Realisierung eines GIA-Kompetenzzentrums im eigenen Bundesland

Im Anschluss setzten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch einmal gezielt mit der Situation in ihrem eigenen Bundesland auseinander.

  • Dabei wurden zunächst die Ausgangslage betrachtet: Vor welchen Problemen stehen gehörlose Menschen, wenn sie älter werden? Welche Angebote gibt es bereits? Dabei wurde auch kritisch hinterfragt, inwiefern die bestehenden Angebote in der Lage sind, die Bedarfe gehörloser Menschen im Alter und ihrer Bezugspersonen zu decken.
  • Anschließend wurden die einzelnen Schritte für den Aufbau eines möglichen Kompetenzzentrums betrachtet: Neben der Auswahl eines möglichen Trägers wurde hier auch der Standort des Kompetenzzentrums diskutiert, je nach Besiedelung und Ballungsräumen innerhalb des Bundeslandes bieten sich verschiedene Standorte an. Wichtig ist, dass das Kompetenzzentrum von möglichst vielen Menschen aus der Zielgruppe möglichst unproblematisch erreicht werden kann.
  • Als weiterer Schritt wurden potentielle Kooperationspartner identifiziert. Die Betrachtung galt hierbei sowohl bereits bestehenden Kooperationen als auch neuen Partnern in der Zusammenarbeit.
  • Die anwesenden Trägervertreterinnen und -vertreter sollten außerdem Möglichkeiten der Finanzierung eruieren. Welche bestehenden finanziellen Ressourcen könnten für den Aufbau eines Kompetenzzentrum ausgeschöpft werden, welche neuen Mittel könnten (auf welchen Wege) akquiriert werden?
  • Um bisherige theoretische Überlegungen auch auf ihre praktische Umsetzbarkeit hin zu überprüfen, formulierten die Anwesenden die Aspekte, die ihrer Einschätzung nach die größte Herausforderung im Hinblick auf den Aufbau eines Kompetenzzentrums darstellen. Im Anschluss wurden konkrete erste Schritte genannt, die die jeweiligen Trägervertreterinnen und -vertreter in Richtung Umsetzung eines GIA-Kompetenzzentrums im eigenen Bundesland gehen wollen. Die genannten Aspekte wurden auf Flipcharts zusammengetragen, vorgestellt und gemeinsam diskutiert.

Ergebnisse des gemeinsamen Austauschs

  • Im anschließenden gemeinsamen Austausch nannten die anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern folgende Aspekte als Barrieren bzw. Herausforderungen bei der Implementierung eines GIA-Kompetenzzentrums:

Finanzierung des GIA-Kompetenzzentrums
Neben der als schwierig empfundenen Organisation einer Anschubfinanzierung, wurde vor allem die Beschaffung des Eigenmittelanteils als Herausforderung genannt. Gerade Gehörlosenverbände verfügen als Vereine oft nur über eigeschränkte finanzielle Ressourcen und haben Schwierigkeiten, den geforderten Eigenmittelanteil zu leisten. Außerdem wurde in diesem Zusammenhang auch die Sicherung einer langfristigen Finanzierung als Herausforderung angesprochen.

Aufteilung der einzelnen Aufgabenbereiche
Wer kann in den einzelnen Bundesländern die Trägerschaft eines GIA-Kompetenzzentrums übernehmen? Welche Träger sind in der Lage die entsprechenden Aufgaben personell und finanziell zu stemmen?

Qualitätssicherung und Unterstützung
Wie können interessierte Träger bei Aufbau und Durchführung eines Kompetenzzentrums auch außerhalb des Modellprojekts unterstützt werden? Wie kann Qualitätssicherung stattfinden?

  • Gleichzeitig konnten auch zahlreiche Chancen und Ressourcen benannt werden, die potentiellen Trägern beim Aufbau eines GIA-Kompetenzzentrums bereits zur Verfügung stehen:

Breites Leistungsangebot
Die GIA-Kompetenzzentren bieten ein breites Angebot an Leistungen und sind in der Lage bestehende Angebote sinnvoll miteinander zu verknüpfen ohne eine parallele Beratungsstruktur aufzubauen. Die Anwesenden empfinden dies als wertvolle Argumente, die auch gegenüber potentiellen Förderern zum Einsatz kommen können.

Erfolgreiches Modellprojekt
Die Erfahrungen, die während der dreijährigen Durchführung und Evaluation des Modellprojekts gesammelt wurden, können als wertvolle Argumente für die Notwendigkeit von GIA-Kompetenzzentren für gehörlose Menschen im Alter, insbesondere Menschen mit Demenz und ihre Bezugspersonen herangezogen werden.

Kooperation zwischen Bundesländern
Die Anwesenden diskutieren auch über einen möglichen Zusammenschluss einzelner Bundesländer und den entsprechenden Aufbau gemeinsamer Kompetenzzentren. So könnten vorhandenen Resoourcen sinnvoll gebündelt und so besonders effizient eingesetzt werden. Die Meinungen hierzu sind geteilt, die unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen in den einzelnen Bundesländern und die großen Zuständigkeitsbereiche, die sich daraus ergeben würden, könnten die Implementierung länderübergreifender Kompetenzzentren erschweren.

Vorhandene Ressourcen der Träger
Sowohl Gehörlosenverbände als auch andere Institutionen, die bereits über eine lange Tradition der Zusammenarbeit mit gehörlosen Menschen zurückblicken, verfügen über wertvolle Erfahrung und personelle sowie räumliche Ressourcen, die für den Aufbau und die Durchführung eines GIA-Kompetenzzentrums von großem Nutzen sein können. Bestehende Kontakte können direkt genutzt werden statt erst mühsam aufgebaut zu werden. Neben der Nutzung dieser bereits vorhandenen Kontakte ist es jedoch auch wichtig, weitere Kontakte auch in anderen Bereichen zu akquirieren. Personen aus der Politik beispielsweise, die für das Konzept der Kompetenzzentren begeistert werden, können im Bezug auf den Aufbau und die nachhaltige Durchführung eines Kompetenzzentrums wichtige Partner und eine wertvolle Unterstützung darstellen.


Ausblick

Durch die Vorstellung der Handlungsempfehlungen, aber auch durch die gemeinsame Auseinandersetzung mit Herausforderungen und Strategien im Hinblick auf die Implementierung weiterer Kompetenzzentren konnte den anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern wertvolle Impulse gegeben werden, um den Aufbau eines GIA-Kompetenzzentrums auch im eigenen Bundesland anzugehen. Die bisherigen Erfahrungen der Modellkompetenzzentren in Essen und Dresden sollten durch weiterführende Kontakte als sinnvolle „Starthilfe“ genutzt werden.

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